Innovation ist ein kollektiver Prozess!

Die Arbeiterkammer steht für eine effiziente und nachhaltige Forschungs-, Technologie- und Innovationspolitik als integraler Bestandteil der Wirtschaftspolitik -  eng mit anderen Politikbereichen vernetzt - mit dem Ziel Arbeitsplätze zu schaffen sowie die Lebens- und Arbeitsbedingungen zu verbessern. Die Lebensqualität einer Gesellschaft hängt im hohen Maße davon ab, ob ausreichende und sichere Arbeitsplätze mit entsprechendem Einkommen und guten Arbeitsbedingungen zur Verfügung stehen.

Die Chancen der österreichischen Wirtschaft sowie ihrer Arbeitsplätze liegen im Rahmen der internationalen Arbeitsteilung in der Produktion qualitativ hochwertiger Produkte und nicht in einer rein kostenorientierten Strategie, die auf Lohndruck, Zuwanderung billiger Arbeitskräfte und Massenproduktion abzielt. Investitionen in Forschung und Entwicklung sind für die zukünftige Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen essentiell und sollten daher auch oder gerade in Zeiten der Krise getätigt werden. Der Staat hat dafür mit ausreichenden Mitteln für entsprechende Anreize zu sorgen. Das von der EU und auch von der Bundesregierung angestrebte F&E-Quoten-Ziel von 3%, welches aufgrund der gegenwärtigen wirtschaftlichen Entwicklung 2010 kaum erreicht werden dürfte, ist als quantitative Vorgabe durchaus zu begrüßen, betrifft allerdings nur den F&E-Mitteleinsatz und sagt nichts über die qualitativen Ziele im Bereich FTI aus.

Dazu bedarf es der Herausarbeitung und Umsetzung einer – auch qualitative Ziele vorgebenden – forschungs-, technologie- und innovationspolitischen Strategie.
Neben der Förderung von einfachen Innovationen bis hin zur Hochtechnologie, sollten auch Programme mit gesamtgesellschaftlichem Mehrwert - über die Wettbewerbsfähigkeit hinaus - Lösungsbeiträge für gesellschaftspolitisch relevante Problembereiche, wie etwa Umwelt, Verkehr, Gesundheit oder Energieeffizienz, leisten.

Wie auch im „Grünbuch Innovation“ der Europäischen Kommission festgehalten, ist  Innovation dem Wesen nach ein kollektiver Prozess und daher ist Motivation und Beteiligung der ArbeitnehmerInnen für den Erfolg unabdingbar. Daher stellt die  Einbindung der Arbeitnehmervertretungen sowohl auf betrieblicher wie auch auf überbetrieblicher Ebene (wie auch anderer interessenspolitischer Gruppen) ein entscheidendes Fundament einer letztlich konsensualen und erfolgreichen Forschungs-, Technologie- und Innovationspolitik dar. Bevölkerung und Arbeitswelt betreffende Fragen im Zusammenhang mit Gentechnik, Informationstechnologien, Nanotechnologie oder anderen Technologien, sind nicht durch Expertengremien alleine zu beurteilen.

Wesentliche Voraussetzung für den Erfolg einer neuen forschungs-, technologie- und innovationspolitischen Strategie sind auch entsprechende Investitionen in den Aus- und Weiterbildungssektor. Die in Österreich bekanntermaßen geringe Zahl von Universitäts- und FachhochschulabsolventInnen stellt eine ernst zu nehmende Innovationsbarriere dar. Höherqualifizierung im Ausbildungssystem, Strategie des lebensbegleitenden Lernens und betriebliche Weiterbildung dürfen keine leeren Schlagworte sein.

Die Bemühungen des Rates für Forschung und Technologieentwicklung, ein umfassendes Strategiepapier für Österreich zu entwerfen, sind sehr zu begrüßen – eine ganze Reihe von Empfehlungen haben hohe Priorität, während andere wiederum weniger prioritär oder diskussionswürdig sind. Ein derartiges für den Wirtschafts- und Forschungsstandort Österreich bedeutsames Konzept sollte aber letztlich auf breite Akzeptanz stoßen und von der gesamten Bundesregierung beschlossen werden. Daher müssten auch die Ergebnisse der eben erst präsentierten Systemevaluierung des österreichischen Innovationssystems mit ihren weitreichenden Empfehlungen, die jedenfalls noch einer eingehenden Diskussion bedürfen, mit in das Strategiepapier einfließen. Erst dann sind die Voraussetzungen für ein einheitliches Strategiepapier und eine rasche sowie reibungslose Umsetzung gegeben.