Strategie 2020 - Forschung, Technologie und Innovation für Österreich / 10. Internationalisierung

10. Internationalisierung

Status und Herausforderungen

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Die österreichische Bundesregierung hat in ihrem Regierungsprogramm für die XXIV. Legislaturperiode auf die zunehmende Bedeutung der Internationalisierung verwiesen und dabei drei Bereiche hervorgehoben. Neben dem Europäischen Forschungsraum als Kernelement sollen im Interesse der wissenschaftlichen und wirtschaftlichen Wettbewerbsfähigkeit Österreichs auch die bestehenden Kooperationen mit globalen „Frontrunnern“ vertieft sowie neue Wege der Zusammenarbeit im FTI-Bereich mit den dynamischsten Wissenschafts- und Wirtschaftsregionen der Welt gesucht werden. . Auch der Rat hat bereits in der Strategie 2010 das Ziel formuliert, Österreich als aktiven starken Partner im Europäischen Forschungsraum zu positionieren und zu einem zentralen Netzwerkknoten im europäischen und besonders im mittel- und osteuropäischen Forschungsraum zu entwickeln.

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245

Österreichs Außenwissenschaftspolitik kann in fünf differenzierte Aktionsräume strukturiert werden :

  • eine europäische Dimension unter Einbeziehung des Europäischen Forschungsraumes
  • eine nachbarschaftsorientierte Dimension innerhalb der EU und mit Südosteuropa
  • bilaterale Kooperationen mit ausgewählten Drittstaaten (globalen Frontrunnern sowie dynamischsten Wissenschafts- und Wirtschaftsregionen)
  • multilaterale Kooperationen mit Drittstaaten im Rahmen ausgewählter Kooperationsnetzwerke
  • internationale Verpflichtungen aufgrund von Global Governance-Prozessen und internationalen Abkommen.
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246

Auf der Ebene der Europäischen Union ist es in der Forschungspolitik Forschungsbereich in den vergangenen Jahren zu einem Paradigmenwechsel gekommen. Einerseits wurde mit der Etablierung des European Research Council (ERC) die gemeinschaftliche Forschungsförderung auch auf die Grundlagenforschung ausgeweitet (und hat damit den Wettbewerb auch in diesem Bereich gestärkt): Andererseits hat die Implementierung des Europäischen Forschungsraumes das Thema der gemeinsamen Ausrichtung von nationalen Investitionen in FTI in den Mittelpunkt gerückt. Die Schaffung einer europäischen Forschungsinfrastruktur bleibt weiterhin eine Aufgabe, die auf der Ebene der EU gelöst werden muss.

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Diese Entwicklungen erfordern eine strategische Ausrichtung in den Aktivitäten zur internationalen Integration Österreichs. Dazu müssen zum einen Konzepte entwickelt und ausgebaut werden, wie die Grundlagenforschung im Rahmen der europäischen Programme besser unterstützt (Strukturen, Finanzierung, Förderung, Infrastruktur) werden kann. Zum anderen müssen Zielvorstellungen definiert und akkordiert werden, wie und in welchen Bereichen eine aktive Mitsprache und Mitgestaltung der europäischen Aufgaben von österreichischer Seite betrieben wird. Derzeit sind die österreichischen Beteiligungen weder gezielt ausgewählt noch interministeriell koordiniert.

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248

In Hinblick auf das 7. EU-Rahmenprogramm ist durch bestehende Programme (z.B. Anbahnungsfinanzierung) weiterhin für eine starke und erfolgreiche Beteiligung österreichischer ForscherInnen zu sorgen. Eine zielorientierte Abstimmung von nationalen Programmen mit dem 7. EU-Rahmenprogramm wird sich zugunsten einer besseren internationalen Vernetzung österreichischer ForscherInnen sowie einer Intensivierung von Forschungskooperationen mit der EU und anderen Staaten auswirken.

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249

Die Integration Österreichs in die EU und die Erweiterung der Union hat unser Land vom Rand in die Mitte des gemeinsamen Forschungs- und Bildungsmarktes rücken lassen. Dies hat durch die Senkung bzw. den totalen Entfall von Barrieren und Transaktionskosten nachhaltige finanzielle und strategische Freiräume geschaffen. In jenen Staaten im unmittelbaren Lebens- und Wirtschaftsumfeld Österreichs, in denen dies noch nicht gelungen ist (Westbalkan und Russland), sindsind die Anstrengungen, Kooperation zu stärken und Barrieren abzubauen zuen. erhöhen.

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250

Auch im Verhältnis zu den mittel- und osteuropäischen (neuen) EU-Ländern sind dabei noch vielfältige Möglichkeiten von Forschungskooperationen auch gegenüber Drittländern zu nützen. Gute Beispiele für die gestaltende Rolle Österreichs in Südosteuropa finden sich im Rahmen der „Task Force Building and Fostering Human Capital“ und der „Steering Platform on Research with the Western Balkan Countries“ sowie die aktive Mitarbeit in europäischen Gremien (wie z.B. die CREST OMC Working Group on Internationalisation in S&T) .

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251

Aktivitäten, die in zukünftigen strategischen Maßnahmen Platz finden, können einen weiten Bogen spannen:

  • Weiterführung und Ausbau der begleitenden Programme für eine starke und erfolgreiche Beteiligung an den Rahmenprogrammen
  • gemeinsames „agenda setting“ in der EU (bezogen auf Zentraleuropa )
  • politisches Lobbying als „lead country“ für den Westbalkan (im Rahmen von Plattformen oder dem Stabilitätspakt für Südosteuropa).
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252

Zentral sollten in dieser Region auch gezielte Förderungen von Partnerschaften mit dem Ziel des Aufbaus von „good governance“ sein (z.B. in Ministerien, Agenturen, Universitäten, Forschungseinrichtungen.)

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253

Ein großer Teil der Welt ist jedoch von der wissenschaftlichen Dynamik und internationalen Innovationsprozessen weitgehend abgekoppelt. Damit in den Entwicklungsländern Afrikas, Lateinamerikas und Asiens moderne Hochschul-, Bildungs-, Forschungs- und Innovationssysteme entstehen bzw. gestärkt werden und damit gleichzeitig bessere Voraussetzungen für eine engere FTI Kooperation mit zukünftigen neuen Wissenschafts- und Wirtschaftszentren entstehen, sollen künftig die wissenschaftlich-technologische Zusammenarbeit und die Entwicklungszusammenarbeit in Österreich besser aufeinander abgestimmt werden. Österreichs Forschungs- und Bildungseinrichtungen waren bis zum Anfang der 90er Jahre primär auf unmittelbare nationale Bedürfnisse zugeschnitten. Gestützt wurde diese Ausrichtung durch - auch in Europa - national segmentierte Bildungs-, Wissenschafts- und Forschungsmärkte, die als regionale Monopole beschrieben werden. In diesem Zusammenhang vollzog sich internationale Kooperation weitgehend (zentral-)staatlich gesteuert.

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254

Derzeit sind die Kapazitäten österreichischer Forschungseinrichtungen tendenziell unterdimensioniert, um erfolgreich (dezentral) Internationalisierungsfunktionen zu übernehmen, die vormals von staatlichen Stellen erfüllt wurden. Hier ist eine Aufstockung der Kapazitäten notwendig.

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Strategische Leitlinien und Empfehlungen

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Auf Basis der Analyse und der aktuellen Herausforderungen in der Internationalisierung der österreichjschen FTI-Aktivitäten identifiziert der Rat folgende strategischen Leitlinien und formuliert dazu seine Empfehlungen.

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SL 20 Strategische Leitlinie: Aufgaben der Ressorts neu ausrichten

Kompetenzen und Aufgaben der FTI-verantwortlichen Ministerien sind noch auf alte Abwicklungsstrukturen ausgerichtet. Ihnen kommt mit fortschreitender internationaler Integration vor allem die Aufgabe der Koordination dezentraler nationaler Akteure sowie die Verantwortung der Implementierung nationaler Erfahrungen in europäische Initiativen und Instrumente zu.

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Der Rat empfiehlt:

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Empfehlung 20.1

Die Aufgabenverteilung innerhalb der Ressorts soll neu ausgerichtet werden, sodass eine nationalstaatlich kohärente Vorgangsweise dezentral initiierter und abgewickelter Initiativen sicherstellt ist. Die Koordinationsfunktion löst somit die Abwicklungsfunktion ab.

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258

Empfehlung 20.2

Um eine effiziente Abstimmung zu gewährleisten, sind neue Methoden der Kooperation zwischen Ressorts und Abwicklern (seien es Forschungsstätten oder Agenturen) zu etablieren. Dazu soll eine Koordinationseinheit der Bundesregierung unter Beteiligung des Rates gebildet werden, in denen die für Forschung, Innovation und Bildung zuständigen Bundesministern vertreten sind.

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259

Empfehlung 20.3

Die Ressorts und die ihnen nach gelagerten Agenturen sollen eine kohärente Wissenschafts- und Forschungsaußenpolitik entwickeln und gemeinsam konsistent umsetzen. Eine Kooperation der Ressorts bei der Entwicklung sowie der Diskurs mit anderen Stakeholdern und ein abgestimmter Implementierungsplan sind für die Umsetzung einer Internationalisierungsstrategie essentiell.

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260

Empfehlung 20.4

Eigene nationale Internationalisierungsprogramme sind aufgrund fehlender kritischer Massen ineffizient, daher sind europäische Instrumente wie z.B. ERA-Net Projekte effizient zu nutzen.

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261

Empfehlung 20.5

Die Ressorts sollen gemeinsam österreichische Partizipationsstrategien für intraeuropäischer Internationalisierungsansätze (ERA-NET, ERA-NET+ , INCO-NET, JTI und Art. 169 etc.) erarbeiten und koordinieren:

  • Bei den Beteiligungen an ERA-Net plus Projekten / Programmen sind Prioritäten zu setzen. Die Auswahl ist an Hand eines Kriterienkatalogs zu treffen, der Mehrwert ist zu argumentieren und zu belegen.
  • Für die österreichischen Aktivitäten im Rahmen intraeuropäischer Internationalisierungsansätze soll ein zentrales Eerfassungs- und Monitoringssystem entwickelt werden, auch um Synergien zu realisieren.
  • Der aktuelle Informationsaustausch im Rahmen der ERA-Net Plattform ist sehr positiv, jedoch muss hier noch verstärkt daran gearbeitet werden, für die Ressorts und die Agenturen verbindliche Strukturen und Prozesse (Informationsaustausch, Beteiligungsaktivitäten, Berichtspflichten) zu schaffen.
  • Für die Vorbereitung und Teilnahme am Rahmenprogramm sowie für spezifische Ausschreibungen im Rahmen von ERA – Net (plus) sind ausreichende Budgets sicher zu stellen. Auch Drittstaatenkooperation im Rahmen des RP sollen dadurch gefördert werden. Für beide Bereiche (intraeuropäische Internationalisierungsansätze und Rahmenprogramm) ist weiterhin für eine ausreichend Anbahnungs- und Zusatzfinanzierung zu sorgen.
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262

Empfehlung 20.6

Die Aktivitäten der Europäische Kommission in Richtung eines Joint Programming einzurichten sind einer kritischen Prüfung zu unterziehen. Eine Beteiligung ist nach dem potenziellen Nutzen für Österreichs FTI-Landschaften zu bewerten. Unabgestimmte Beteiligungen sollen jedenfalls vermieden werden.

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SL 21 Strategische Leitlinie: Nachbarschaftspolitik stärken

Die Nachbarschaftspolitik ist durch Intensivierung der Wissenschaftskooperationen sowie die Zusammenarbeit in Bildung, Forschung und Entwicklung im mittel-, ost- und südosteuropäischen Forschungsraum zu stärken. Der Forschungs- und Hochschulstandort Österreichs ist in Mittel-, Ost- und Südosteuropa, in ausgewählten außereuropäischen Drittstaaten sowie in ausgewählten Kooperationsnetzwerken mit Drittstaatenbeteiligung zu bewerben

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Der Rat empfiehlt:

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Empfehlung 21.1

Die institutionelle Verankerung von FTI Kooperationen hat ein deutlich höheres Potenzial zum Kapazitätenaufbau als vereinzelte Projektkooperationen. Institutionelle grenzüberschreitende Netzwerke zwischen Forschungseinrichtungen sollen ausgebaut werden.

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Empfehlung 21.2

Im Rahmen der Aktivitäten „Forschung für Entwicklung“ des BMWF sollen - im Idealfall mit Hilfe der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit (OEZA) - verstärkt Anstrengungen mit ausgewählten Drittlandpartnern zum Aufbau und Austausch von FTI-Kapazitäten unternommen werden.

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266

Empfehlung 21.3

Das BMWF soll mit Programmen die Errichtung gemeinsamer physischer oder virtueller Labors zwischen österreichischen Forschungseinrichtungen und ausländischen Spitzenforschungseinrichtungen unterstützen, damit auch der Kapazitätenaufbau in Österreich selbst vorangetrieben werden kann..

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Empfehlung 21.4

Bestehende Netze der österreichischen Außen- und Wirtschaftspolitik sollen auch für eine Vernetzung im Wissenschafts- und Forschungsbereich verwendet werden.

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Empfehlung 21.5

Die Internationalisierungsstrategie soll von einer koordinierten Darstellung des österreichischen Wissenschafts- und Forschungsstandorts im Ausland, der Information der österreichischen Wirtschaft und Wissenschaft über wissenschafts- und innovationsstrategische Aktivitäten im Ausland und der gezielten Werbung für den Studien-, Forschungs- und Innovationsstandort Österreich flankiert werden.

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269

Empfehlung 21.6

Österreichische Aktivitäten im Ausland sollen stärker akkordiert werden. Dazu ist die Einrichtung von Wissenschaftsreferenten (Attaches) in Erwägung zu ziehen. Gleichzeitig ist die Kommunikation zwischen den politischen, wirtschaftlichen, wissenschaftlichen und kulturellen Kontaktpartnern sowie den Akteuren der Entwicklungszusammenarbeit zu verbessern. Weiters empfiehlt der Rat eine Erhöhung des Anteils österreichischer Bediensteter in den Dienststellen der Europäischen Institutionen anzustreben.

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