Programme auf Kompetenzen der Forschungsorganisationen abstimmen
Neue Programme in die Forschungspolitik aufzunehmen, ist ein wichtiger Schritt. Ineffizient wird er jedoch, wenn diese Programme nicht optimal aufeinander und auf die Kompetenzen der vorhandenen Organisationen abgestimmt werden. Papiere zum Thema Forschung und Technologieentwicklung wurden genug geschrieben und es liegt in Wahrheit genügend Information vor, um nach Durchsicht und Bearbeitung des vorhandenen Materials eine Gesamtstrategie zu erstellen. Was fehlt, ist der „einheitliche Guss“. Diesen zu formen und dann auch danach zu handeln, ist ein politischer Akt, für den es politischen Gestaltungswillens bedarf. Da sind die Regierungsmitglieder gefragt.
Schon jetzt ist vernetztes Denken in vielen Bereichen erforderlich und wird es immer mehr werden, gerade in der Wissenschaft. Die Ludwig Boltzmann Gesellschaft (LBG) setzt schon lang auf interdisziplinäre Forschung, die dem Menschen in seiner Gesamtheit dient. Dazu gehören neben medizinischen, geistes-, und kulturwissenschaftlichen Themen auch soziale und, allgemein gesprochen, solche mit gesellschaftspolitischem Bezug. Gerade Letztere sollten heute forciert werden.
Eine Stärke der LBG ist, dass anwendungsorientierte Organisationen als Partner unserer Institute ein Teil unseres Systems sind. Dies bewirkt, dass nicht nur etablierte Forschungsakteure zur wissenschaftlichen Arbeit angeregt werden. Je mehr Personen im Forschungsumfeld beteiligt sind, desto größer wird auch der Informationsfluss und das Verständnis für Forschung im Allgemeinen. Wir müssen den Kreis der Akteure im Forschungsbereich insgesamt vergrößern.
Doch nicht nur auf die Anzahl der nach Wissen „Suchenden“ kommt es an, sondern auch auf die Art des Wissens. Auch Grundlagenforschung erfordert eine gewisse zielorientierte Planung, ohne natürlich im gegebenen Fall Umwege zu scheuen. Erschwerend wirkt sich in der österreichischen Forschungslandschaft aus, dass die entsprechende Infrastruktur ungenügend koordiniert ist. So fehlen klar kommunizierte Ansprechpersonen, und man wird den Eindruck nicht los, dass zu viele „Schrebergärten“ koexistieren.
Nicht zuletzt möchte ich einen dringenden Wunsch an die Forschungspolitik richten: wir brauchen mehr Anreize für die Zusammenarbeit von Universitäten mit außeruniversitären Forschungseinrichtungen.