Strategie 2020 - Forschung, Technologie und Innovation für Österreich / 7. Infrastruktur

6. Infrastruktur

Status und Herausforderungen

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Infrastruktur für Forschung, Technologieentwicklung und Innovation ist eine wesentliche Determinante für die Leistungsfähigkeit eines Innovationssystems. International wird FTI-Infrastruktur zunehmend als eigenständige Größe wahrgenommen, die neben anderen Determinanten der Innovationsleistung eines Landes wie Humanressourcen, Finanzierung oder Instrumenten, einer gesonderten Betrachtung bedarf. Das spiegelt sich auch in der Bedeutung wider, die FTI-Infrastrukturen auf europäischer Ebene für die langfristige, erfolgreiche Positionierung des europäischen Forschungsraumes im internationalen Wettbewerb beigemessen wird .

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FTI-Infrastruktur ist eine unverzichtbare Basis für Spitzenforschung von internationalem Stellenwert. Aufgrund der mit ihr verbundenen Einzigartigkeit ist sie ein wichtiges Mittel zur strategischen Positionierung der einzelnen Institutionen wie des gesamten Standortes. Eine entsprechende Infrastrukturausstattung bietet einen attraktiven Anziehungspunkt für nationale und internationale Spitzenforscherinnen und –forscher. Sie ist Basis für einzigartige Serviceleistungen für Wissenschaft und Wirtschaft und eine wichtiger Arbeitsplatzmotor in Hinblick auf den laufenden Betrieb sowie assoziierte Projekte.

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Eine umfassende bundesweite Bestandsaufnahme und Analyse der österreichischen Forschern und Forscherinnen sowohl national als auch international zur Verfügung stehenden Infrastruktur sowie deren Auslastung lieferte die Grundlage für die nachfolgenden strategischen Überlegungen. Untersuchungsgegenstand waren sowohl Hochschulen, außeruniversitäre Forschungseinrichtungen als auch Unternehmen, die öffentlich zugängliche FTI-Infrastrukturen bereitstellen bzw. solche nutzen.

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Mangelnde Koordination, undefinierte Verantwortlichkeiten

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Wie die Analyse zeigt, ist das Thema FTI-Infrastruktur in der österreichischen Förderlandschaft ungenügend koordiniert. Eine entsprechende Berücksichtigung erfolgt zumeist nur indirekt im Rahmen der Initiativen und Programme verschiedenster Organisationen. Was fehlt sind entsprechende top-down Ansätze und klar für Forschungsinfrastruktur zuständige Ansprechpartner. Wenn es um die strategische Entwicklung von FTI-Infrastruktur geht, fehlen ausgewogene langfristig orientierte top-down und bottom-up Ansätze.

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In ihrer Bedeutung für das Innovationssystem lassen sich drei relevante Infrastrukturebenen unterscheiden:

  • Internationale Beteiligungen an FTI-Infrastruktur (siehe auch Strategieelement „Internationales“)
  • Spitzenforschungsinfrastruktur in Österreich
  • Basisforschungsinfrastruktur in Österreich
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Ohne Teilnahme an internationalen Leuchtturmforschungsinfrastrukturen können die österreichische Wissenschaft und Wirtschaft im Forschungsbereich nur zweitrangig sein. Spitzenforschung bedarf der Anbindung an internationale FTI-Infrastrukturen in spezifischen thematischen Schwerpunktbereichen. Darüber hinaus gibt es Nischenbereiche, in denen Österreich in führender Rolle im Bereich europäischer FTI-Infrastrukturen positioniert werden kann. So kann Österreich beispielsweise im Rahmen des Biobanking and Biomolecular Resources Research Infrastructure-Projekt eine führende Rolle in einem ESFRI Projekt einnehmen.

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Über die Basisinfrastruktur hinaus erfolgt die Finanzierung entsprechender Spitzeninfrastrukturen auf wissenschaftlicher Seite überwiegend im Rahmen von Forschungsprojekten des FWF oder der Europäischen Kommission. Unternehmen bedienen sich neben dem Rahmenprogramm der EU der Strukturprogramme der FFG, hauptsächlich im kooperativen Bereich. Nur im universitären Bereich gibt es einen speziell für FTI-Infrastruktur vorgesehenen Fördertopf (Universitätsinfrastrukturprogramm, Schwerpunkt Profilbildung). Die dadurch vorherrschende Projektorientierung der Förderstrukturen wirkt sich nachteilig auf die FTI-Infrastrukturentwicklung aus. Da sie deren Finanzierung auf Overheadzahlungen oder Abschreibungen im Rahmen von Projektförderungen beschränkt, stehen die Antragsteller vor der Herausforderung, die Infrastruktur selbst vorfinanzieren zu müssen, wobei die technische Lebensdauer meist auch noch die geförderte Projektlaufzeit übersteigt. Überregionale und über die Projektdauer hinausgehende Wirkungen werden vernachlässigt. Es besteht die Gefahr einer Unterinvestition in FTI-Infrastruktur, da manche Infrastrukturinvestitionen nicht über Einzelprojekte argumentiert werden können sondern nur bei längerfristiger, kooperativer und / oder überregionaler Nutzung Sinn machen.

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Problematisch ist auch die schlechte Ausstattung an Basisinfrastruktur. Bei Universitäten und außeruniversitären Forschungseinrichtungen werden die Basisforschungsinfrastrukturen in der Regel nur zum Teil durch das Basis- bzw. Leistungsbudget erfasst. Entsprechende Mittel aus der Basisfinanzierung werden häufig auch für Sonderausstattungen herangezogen, da keine ausreichenden Alternativen zur Verfügung stehen. Was die Basisausstattung betrifft, sind die Universitäten im Schnitt deutlich unterfinanziert und im internationalen Vergleich schlecht positioniert. Die Basisinfrastruktur ist sehr unterschiedlich und oft unterkritisch auf die Institute verteilt.

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Strategische Leitlinien und Empfehlungen

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Auf Basis der Analyse und der aktuellen Herausforderungen in der Entwicklung der FTI-Infrastruktur in Österreich identifiziert der Rat folgende strategischen Leitlinien und formuliert dazu seine Empfehlungen.

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SL 10 Strategische Leitlinie: Forschung an internationale Infrastrukturen anbinden

Um Spitzenforschung zu ermöglichen, ist für spezifische thematische Schwerpunktbereiche eine Anbindung an internationale FTI-Infrastrukturen notwendig. Eine substantielle Teilnahme, sprich weniger Projekte größerer Größenordnung, an internationalen Forschungsinfrastrukturen mit dem Ziel, vermehrt Führungsrollen einzunehmen, ist anzustreben. Für eine entsprechende Wirksamkeit von internationalen Beteiligungen sind dabei kritische Massen an Geräten, ForscherInnen sowie technischem Personal am Standort unerlässlich.

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Der Rat empfiehlt:

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Empfehlung 10.1

Die top-down Steuerung zur verstärkten Teilnahme an internationalen Forschungsinfrastrukturen soll verbessert werden. Dies inkludiert etwa eine aktive Vermarktung und die entsprechende Aufbereitung der Teilnahmemöglichkeiten österreichischer Forschungseinrichtungen sowie deren verbesserte Vernetzung.

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Monitoring: Der Rat überprüft die Effektivität entsprechender top-down-orientierter Maßnahmen anhand einer regelmäßigen Erhebung (etwa alle zwei Jahre) der internationalen Beteiligungen österreichischer Forschungseinrichtungen bzw. Forscherinnen und Forscher an ausländischen FTI-Infrastrukturen. [ vgl. Strategieelement Internationales und EU, Strategische Leitlinie 46]

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SL 11 Strategische Leitlinie: Infrastruktur gesamthaft planen

Die Ausrichtung der FTI-Infrastruktur darf nicht isoliert betrachtet werden. Zur Schaffung langfristiger, nachhaltiger Strukturen für das Innovationssystem ist ein abgestimmtes Zusammenspiel von FTI-Infrastrukturen, einer fundierten Finanzierung entlang des Infrastrukturlebenszyklus und dem Personal für die Forschung an bzw. mit der Infrastruktur notwendig. Dieses Rahmenwerk in Kombination mit den damit assoziierten Forschungs- und Kooperationsprojekten trägt maßgeblich zur Profilbildung und internationalen Wahrnehmung bei. Wichtig ist auch ein gezielter Aufbau größerer Infrastrukturen in thematischen Nischen mit internationalem Potential, wobei Redundanzen auf nationaler Ebene zu vermeiden sind. Grundsätzlich sollten FTI-Infrastrukturen vermehrt gemeinschaftlich genutzt werden.

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Der Rat empfiehlt:

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Empfehlung 11.1

Eine spezifische Plattform zur strategischen Planung von FTI-Infrastruktur soll eingerichtet werden. Diese soll ihre Planungsarbeit sowohl mit Blick auf entsprechende internationale Beteiligungen, also auch auf nationale Schwerpunktsetzungen unter Berücksichtigung regionaler Aspekte ausrichten und für die Bereitstellung deren laufender Finanzierung sorgen. Wenn es um die strategische Entwicklung von FTI-Infrastruktur geht, sind ausgewogene Top-down- und Bottom-up-Förderansätze notwendig. Hier ist seitens der Plattform eine entsprechende Roadmap zur langfristigen Ausrichtung zu erarbeiten.

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Weitere Aufgaben der Plattform sind zum einen die Schaffung eines einheitlichen Kriterienkataloges zur Bewertung und Förderung der Neuanschaffung von FTI-Infrastrukturen sowie zum anderen die bundesweite Identifikation und Förderung thematischer Knotenpunkte im Infrastrukturbereich unter dem Motto „Mut zur regionalen Lücke“, da FTI-Infrastruktur primär thematisch und weniger regional verankert ist. Weiters hat sie einen professionellen internationalen Auftritt der österreichischen FTI-Infrastrukturbereiche zur Erhöhung der Sichtbarkeit des Forschungsstandortes in Kooperation von BMWF, BMVIT und BMWFJ sicherzustellen.

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Monitoring: Der Rat ist im Rahmen eines Expertenbeirates beratendes Mitglied der Plattform. In dieser Funktion überwacht er die Entwicklung und Zielerreichung der Plattform und spricht gegebenenfalls korrigierende Empfehlungen aus.

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Empfehlung 11.2

Thematische Felder, in denen große FTI-Infrastrukturen sinnvoll aufgebaut werden können, sind in Abstimmung mit den Schwerpunktthemen der FTI-Strategie 2020 sowie mit Unterstützung von externen Experten und Expertinnen zu identifizieren und etablieren.

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Empfehlung 11.3

Die verstärkte gemeinschaftliche Nutzung von großen FTI-Infrastrukturen durch wissenschaftliche Organisationen ist zu forcieren, gegebenenfalls als Bewertungskriterium im Rahmen entsprechender Förderungsprogramme.

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Empfehlung 11.4

Bestehende und geplante Programme und Einrichtungen zur Kooperationsförderung wie z.B. COMET oder die Exzellenzcluster sind durch einen Infrastrukturschwerpunkt zu erweitern.

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Empfehlung 11.5

Der Servicecharakter für den erleichterten Zugriff auf FTI-Infrastrukturen gerade für Unternehmen ist durch entsprechende Geschäfts- und Kooperationsmodelle weiter auszubauen.

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SL 12 Strategische Leitlinie: Budgetmittel nachhaltig garantieren

Zentrale Zielsetzung ist die nachhaltige Gewährleistung und Koordination ausreichender Budgetmittel für FTI-Infrastruktur nationaler als auch internationaler Ausrichtung.

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Der Rat empfiehlt:

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Empfehlung 12.1

Ein mehrjähriges Budget ausreichender Größenordnung soll für FTI-Infrastruktur bereit gestellt und für folgende drei Bereiche gewidmet werden:

  • Internationale Beteiligungen mit besonderem Nutzen für Österreich
  • Nationale Beteiligungen in Form kooperativ genutzter Infrastrukturen
  • Basisinfrastruktur an den Forschungseinrichtungen
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Empfehlung 12.2

Das zuständige Ressort soll in Abstimmung mit der Plattform Art und und Umfang der Basisforschungsinfrastruktur für wissenschaftliche Einrichtungen unter Berücksichtigung von Profilbildungsaspekten definieren.

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Empfehlung 12.3

Die Finanzierung der definierten Basisforschungsinfrastruktur soll über das Basis- bzw. Leistungsbudget sichergestellt werden. Ein bestimmter Prozentsatz des Basis- bzw. Leistungsbudgets wissenschaftlicher Einrichtungen (etwa 40%) ist dazu für die Sicherstellung der Basisinfrastruktur vorzusehen.

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Empfehlung 12.4

Für die Finanzierung zusätzlicher größerer Forschungsinfrastrukturen sollen weiterhin kompetitive Ausschreibungen vorgesehen werden. Eine erhöhte Drittmitteleinwerbung (gem. §26 und/oder §27 des Universitätsgesetzes 2002) stellt eine wichtige Voraussetzung zur Erhaltung und zum Betrieb größerer FTI-Infrastrukturen dar. Die Basisinfrastruktur sollte in ihrer Finanzierung jedoch nicht auf kompetitive Instrumente angewiesen sein.

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