Strategie 2020 - Forschung, Technologie und Innovation für Österreich / 5. Input / Output

5. Input/Output

Status und Herausforderungen

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Die Mobilisierung finanzieller Mittel war eine der wichtigsten „sine qua non“ Forderungen der EU in der Lissabon-Strategie. Kein anderes der nicht schon zur Spitzengruppe gehörenden EU-Länder hat die Verfolgung des Barcelona-Zieles einer dreiprozentigen Forschungsquote bis 2010 so konsequent und erfolgreich betrieben wie Österreich. Für das Jahr 2009 konnte eine Quote von 2,73% (Globalschätzung Statistik Austria) erreicht werden. Die vergangenen Jahre haben auch gezeigt, dass die notwendigen Wachstumsraten in Richtung der 3%-Marke machbar sind. Zu Jahresbeginn 2009 sind jedoch die gesamtwirtschaftlichen Auswirkungen der Finanz- und Wirtschaftskrise deutlich spürbar und die mittelfristige Entwicklung wird voraussichtlich erst in ein bis zwei Jahren einschätzbar. Das Ziel, bis 2020 durch substanzielle Erhöhung der F&E-Aufwendungen zur Spitzengruppe forschender Länder vorzustoßen, sollte aber gerade in dieser Situation weiter verfolgt werden.

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Im Regierungsprogramm der österreichischen Bundesregierung für die XXIV. Gesetzgebungsperiode wurden einige deutliche Eckpunkte markiert:

  • So setzt sich die Bundesregierung zum Ziel, „die Forschungsquote bis 2010 auf 3 % des BIP anzuheben und bis 2020 4 % zu erreichen. Österreich soll von der Gruppe der „Follower“ zur Gruppe der „Innovation Leader“ aufsteigen und damit zu einem der innovativsten Länder der EU werden. Die Bundesregierung wird zur Erreichung dieser Ziele eine ausreichende Finanzierung vorsehen und darauf Bedacht nehmen, dass durch die Förderpolitik möglichst hohe private Forschungsinvestitionen ausgelöst werden.“
  • Es sollen Maßnahmen entwickelt werden, die dazu dienen, „die Grundlagenforschung zu fördern und ihr einen Finanzierungsanteil einzuräumen, der sich am europäischen Spitzenfeld orientiert.“
  • Die Bundesregierung nennt das „Ziel, mit öffentlichen und privaten Investitionen 2% des BIP im tertiären Bildungssektor zu erreichen.“ , ohne aber auf den noch im November 2008 genannten Zeithorizont 2020 einzugehen.
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Tabelle 1: Bruttoinlandsausgaben für F&E: Finanzierung der in Österreich durchgeführten Forschung und experimentellen Entwicklung 1998 - 2008

Quelle: Statistik Austria, Globalschätzung 2008.

Hier können Sie Tabelle 1 in einer besseren Auflösung öffnen.


1998-2008: Rasanter Aufschwung

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In den vergangenen zehn Jahren haben Forschung, Technologie und Innovation in der politischen Agenda einen rsanten Aufschwung erfahren. Die Priorisierung dieses Politikfelds ging auch – im Gegensatz zu vielen anderen Politikbereichen – mit einer signifikanten Steigerung von finanziellen Mitteln einher. Der Anteil der Forschungsaufwendungen am BIP stieg ausgehend von 1,77% (1998) auf 2,12% für 2002 und auf 2,63 % im Jahr 2008 (Tab. 1).

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Im Frühjahr 2002 wurden beim Europäischen Rat in Barcelona neue Ziele gesteckt: Die Gesamtausgaben für F&E und Innovation in der EU sollen bis 2010 auf 3% des BIP, der Anteil des privaten Sektors an diesen Neuinvestitionen auf 2/3 gesteigert werden. Die F&E-Quote tauchte nun prominent in der österreichischen FTI Politik auf: Der 3%-BIP-Anteil der F&E-Aufwendungen wurde die zentrale politische Zielgröße in der österreichischen FTI Politik. Auch der Rat orientierte seine Strategie 2010 an diesem Inputziel.

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Der Anteil der öffentlichen Aufwendungen an den gesamten F&E-Investitionen ist dabei – im Zeitraum 1995-2005 - zurückgegangen und machte zuletzt 35 bis 37 Prozent aus. Demgegenüber haben die Unternehmen ihre Aufwendungen deutlich stärker gesteigert als die öffentlichen (Abb. 4). Damit wurde ein weiteres Barcelona-Ziel beinahe erfüllt, nämlich ein 1:2-Verteilung zwischen öffentlichen und privaten Quellen. Diese dynamische Entwicklung der Unternehmensforschung at sich als Hauptstütze der steigenden F&E-Aufwendungen und der Annäherung an das 3%-Ziel erwiesen. Dies ist nicht nur auf die Ausweitung der F&E-Förderung, besonders der steuerlichen Förderung, zurückzuführen, sondern auch auf eine Vielzahl anderer Faktoren, etwa. das Investitionsklima oder der Zugang zu wissenschaftlichen Ergebnissen.

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Abbildung 4: Entwicklung der FTI-Finanzierungsstruktur

 

Quelle: Statistik Austria, Globalschätzungen

Hier können Sie Abbildung 4 in einer besseren Auflösung öffnen.

Hoher Anteil an Auslandsfinanzierung

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Zur starken Performance des privaten Sektors beigetragen haben die F&E-Investitionen, die international agierende Konzerne an ihren Niederlassungen in Österreich getätigt haben. Denn die Forschung in Österreich zeichnet sich durch einen hohen Anteil an Auslandsfinanzierung aus: Er macht rund 18% der gesamten F&E Aufwendungen aus (2006), ein Anteil, bei dem nur das Vereinigte Königreich und Griechenland mithalten können.

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In einer vom Rat beauftragten Erhebung wurde auch der darüber hinaus gehende Einfluss der Auslandsfinanzierung auf die F&E-Tätigkeit in Österreich untersucht. Unter Berücksichtigung von internen Abstimmungsprozessen (Budget- und Themenplanung) in inter¬nationalen Unternehmen sind demnach weitere rund 36% (rund 1.450 Mrd. €) der firmeneigenen F&E-Ausgaben in Österreicch vom Ausland aus mitbestimmt.

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Obwohl die Auslandsfinanzierung in absoluten Zahlen weiter wächst, zeigte sie sich anteilsmäßig zuletzt rückläufig. Aufgrund der relativ hohen Abhängigkeit von der Auslandsfinanzierung und unter dem Aspekt der Erreichung einer höheren F&E-Quote für Österreich ist diese Entwicklung als kritisch einzustufen.

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Ab 2005 flacht die Finanzierung durch inländische und ausländische Unternehmen damit ab. Sollte ab 2009 eine Trendwende mit Abnahme dieser Finanzierung auftreten, wäre ein Gegensteuern durch verstärkte öffentliche Finanzierung erforderlich.

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Finanzierung und Durchführung von F&E in Österreich

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Einige Eckdaten für die öffentliche Förderung von F&E der Unternehmen sind : Im Jahr 2006 erhielten 1.121 Unternehmen öffentliche F&E-Förderung. Mit 428 Mio. € machte die öffentliche Förderung 9,6% der gesamten internen F&E-Ausgaben des Unternehmenssektors aus. Der größte Anteil davon war mit 156 Mio. € die Forschungsprämie, gefolgt von der FFG-Förderung mit 116 Mio. €, Bundesförderung (vorwiegend für den kooperativen Bereich) mit 98 Mio. € und Länderförderungen mit 38 Mio. €. Die Forschungsprämie wurde 2006 erstmals in die Erhebung aufgenommen und ist der Hauptgrund der starken Zunahme der Förderung vom Jahr 2004 auf 2006 (von 229 Mio. € auf 428 Mio. €).

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Eine vermutlich nicht geplante, jedoch aufgrund der zunehmenden Bedeutung der unternehmerischen Forschung induzierte Veränderung zeigte sich auch bei den (nach Frascati klassifizierten) Forschungsarten ab: Wurden 1998 noch 18 % der Forschung im Bereich der Grundlagenforschung durchgeführt, reduzierte sich dieser Anteil in den Jahren 2002 auf 17,8% und 2006 auf 17%. Der Rückgang der Grundlagenforschung ergibt sich aus dem überdurchschnittlichen Wachstum des Unternehmenssektors: Der Anteil der v. a. von der Industrie finanzierten experimentellen Entwicklung stieg von 43,3% (1998) auf 44,6% (2002) und stellt nunmehr bereits 47,4% (2006) dar. Dieser Prozess wird voraussichtlich aufgrund der Fokussierung der öffentlichen Finanzierung auf den kooperativen Bereich und den Unternehmensbereich weiter verstärkt werden. Hochrechnungen , welche auf der Annahme basieren, dass die Strukturen konstant bleiben, weisen für 2020 folgende Verteilung auf (Abb. 5):

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Abbildung 5: Entwicklung der F&E nach Forschungsarten

 

Quelle: eigene Berechnungen und Hochrechungen auf Basis Statistik Austria

Hier können Sie eine hochauflösende Version von Abbildung 5 öffnen.

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Am stärksten wird von dieser Entwicklung die angewandte Forschung beeinträchtigt. . Ihr Anteil reduzierte sich in der Statistik von 38,7% (1998) auf 37,6% (2002) und 35,4% 2006. Es findet damit eine Verdrängung der angewandten Forschung statt. Besonders betroffen ist der kooperative Bereich, der zu mehr als 50% angewandte Forschung betreibt.

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Abbildung 6: Finanzierung und Durchführung von F&E in Österreich 2006 (versus 2004)

Quelle: Daten Statistik Austria F&E Erhebung 2006 (im Vergleich zu F&E Erhebung 2004); Grafik: tip Darstellung, Datenaktualisierung: RFTE.

Hier können Sie eine hochauflösende Version von Abbildung 6 öffnen.

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In Abbildung 6 stellen die Pfeile die Finanzierungsflüsse von einem Finanzierungssektor zum anderen Durchführungssektor dar , wohingegen die Kästchen die F&E Aufwendungen für die Durchführung im jeweiligen Sektor angeben.

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Die im Vorangegangenen aufgezeigten Entwicklungen ließen (noch vor den krisenhaften Entwicklungen 2008) den Schluss zu, dass Österreich auf dem Strategiepfad für 2010 bei wichtigen Globalzielen gut unterwegs ist. So entwickelte sich die F&E-Finanzierung in Richtung der 3%-Quote und die Finanzierungsstruktur mit 2/3 von privater und 1/3 von öffentlicher Seite in Richtung der politischen Zielsetzung.

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Unabhängig vom derzeit schwierigen wirtschaftlichen Umfeld ist die nachhaltige Verfolgung der gesetzten Ziele notwendig, um Österreich in der Spitzengruppe forschender Länder zu positionieren. Welche finanziellen Zielquoten oder Budgetpfade dazu festgesetzt werden können bedarf weitere Analysen.

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Durch den Rat neu in die Diskussion gebracht wird die thematische Schwerpunktsetzung und der zugehörige Mitteleinsatz im österreichischen Forschungssystem. Darüber ist bisher wenig bekannt, was aber auch in anderen Ländern der Fall ist. Bei Kenntnis der Mittelverteilung auf Forschungsthemen wäre jedenfalls eine breitere Basis für die Strategieentwicklung gegeben. Die bisherige Erfassung von F&E-Daten erfolgt in Österreich, im Einklang mit den internationalen Vorgaben von EU und OECD, nach Wirtschaftszweigen und nach Wissenschaftszweigen. Die so ermittelten Daten sind jedoch nur eingeschränkt nutzbar, um F&E-Schwerpunkte bei Themen oder Forschungsarten zu identifizieren. Dieser Aspekt der österreichischen F&E-Landschaft wird vom Rat in Zusammenarbeit mit datenerfassenden Stellen analysiert.

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Sonderabfragen des Rates bei Förderagenturen, Forschungseinrichtungen und Unternehmen (Universitäten erst in Anfängen) haben ein genähertes Bild der Verteilung von F&E-Mitteln auf die Schwerpunktthemen des Rates ergeben (vgl. Strategieelement „Schwerpunkte“). Mittelfristig muss gemeinsam mit den datenerfassenden Stellen daran gearbeitet werden, einen Prozess zu entwickeln, in dem strategisch relevante Datenerfassung und -auswertungen regelmäßig und mit ausreichender Genauigkeit möglich sind. Die Ergebnisse dieses Prozesses verbessern einerseits die Entscheidungsbasis für die im Strategieelement „Schwerpunkte“ angesprochenen Schwerpunktsetzungen mit gesellschaftlicher und strategischer Relevanz für Österreich. Andererseits muss die im Strategieelement „Schwerpunkte“ vorgeschlagene kontinuierliche Evaluierung bestehender und die Identifikation neuer Schwerpunktthemen Eingang in den Datenerhebungsprozess finden.

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Produktivitäts- und Wachstumseffekte

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In Österreich sind die gesamten F&E-Aufwendungen (öffentlich, privat, Ausland) relativ zum BIP in den letzten Jahren stark angestiegen. Mit den steigenden F&E–Aufwendungen insbesondere im Unternehmenssektor wird wiederholt die Frage nach den Auswirkungen der F&E–Ausgaben auf Wirtschaftswachstum und Produktivität gestellt.

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Während die positiven Effekte von FTI auf Wachstum und Beschäftigung auf Basis unterschiedlicher Zeitperioden, Länder, Sektoren und Firmendaten empirisch gut quantifizierbar sind , ist es sehr schwierig, den direkten Beitrag von einzelnen Förderprogrammen zu makroökonomischen Größen (BIP, Beschäftigung, Produktivität) zu isolieren. Zwar ist es möglich, die Wirkung von Fördermaßnahmen bei geförderten Unternehmen nachzuzeichnen; das Fehlen von Informationen über alle anderen Fördermaßnahmen lässt eine empirische Abschätzung der Wirkungen des Fördersystems allerdings nicht zu. Eine Erfassung von Fördermaßnahmen, Outputdaten und Indikatoren sowie eine Verknüpfung mit elementaren Kennziffern der geförderten Unternehmen würde die Basis für die Abschätzung der tatsächlichen Wirkungen schaffen.

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Die Effekte von Innovationen und neuen Technologien werden sowohl auf der Makroebene, als auch auf der Meso- und Mikroebene untersucht. Die zugrunde liegenden empirischen Modelle wurden im Zeitablauf immer weiter verbessert und verfeinert. Grundsätzlich werden Forschungs- und Entwicklungsausgaben, Innovationen, Humankapital, Wissen und Lernen tendenziell positive Wachstums- und Produktivitätseffekte attestiert, was auch empirisch nachgewiesen wurde . Beispielsweise wird geschätzt, dass rund 2/3 des realen Wachstums in Österreich durch Forschung und Verbesserung der Qualität der Produktionsfaktoren (z.B. durch Höherqualifizierung der Arbeitskräfte) erzielt werden.

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In Studien belegt ist, dass Forschungsausgaben im Inland in fast allen Industrieländern zu einer Steigerung der totalen Faktorproduktivität und des Bruttosozialproduktes pro Kopf beitragen. Der Produktivitätseffekt der gesamten Forschungs- und Entwicklungskapazitäten ist in Österreich tendenziell höher als im Durchschnitt der OECD-Länder. Der Einfluss des inländischen FTI-Kapitalstocks auf Produktivität und BIP pro Kopf hat im Zeitablauf zugenommen.

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Auch auf Firmenebene gelten die positiven Effekte, insbesondere bezogen auf Beschäftigung, als gesichert, auch wenn die Zahl der Studien relativ klein ist. Auf mikroökonomischer Ebene (Agenturdaten) zeigen Studienergebnisse , dass die FTI–Intensität forschender Unternehmen zu Beginn eines Zeitraums einen positiven Einfluss auf das Beschäftigungswachstum in den nächsten beiden Jahren hat. Dieser Effekt verstärkt sich bei neu gegründeten und bei exportintensiven Unternehmen. Studien, die im Rahmen der Evaluierung des FFF durchgeführt wurden, zeigen, dass FTI - intensive Firmen deutlich schneller wachsen, wobei der Zusammenhang proportional ist: je höher die FTI-Intensität, desto höher ist auch das Beschäftigungs- und Umsatzwachstum in den nächsten beiden Jahren. Durchschnittlich haben forschende Unternehmen eine deutlich höhere Beschäftigungs- und Wachstumsdynamik als in der Wirtschaft insgesamt.

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An der Spitze der Beschäftigungsentwicklung stehen junge FTI - intensive Unternehmen mit gleichzeitiger hoher Exportquote. Sie schaffen in bedeutendem Umfang neue Arbeitsplätze. Ergibt sich auf Basis der Agenturdaten eine mittlere Wachstumsrate der Beschäftigung zwischen 0,9% 2002 und 3,7% 2006, so zeigen junge FTI-intensive Unternehmen jeweils den höchsten Wert bei der Veränderung (Zunahme) der Beschäftigung.

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Zudem zeigt sich, dass zwischen der FTI-Intensität von Unternehmen und Exporterfolgen ein positiver Zusammenhang besteht: Unternehmen die viel forschen setzen sich stärker im internationalen Wettbewerb durchdies gilt insbesondere für mittelgroße Unternehmen und Großunternehmen.

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Die Auswirkungen von Forschung und Innovation auf die Unternehmen und die Volkswirtschaft hängen wesentlich von den Strukturen und Interaktionen im Innovationssystem ab. Universitäten und Hochschulen spielen für unternehmerische Forschung und die Wirtschaft im Allgemeinen relevante Rollen. .

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Sowohl die Forschung an den Universitäten und als auch die Qualität der Lehre werden für die Unternehmen immer wichtiger. Der Markt verlangt zunehmend eigenständige Innovationen und daher wird der Zugang zu exzellenter Forschung und Humankapital immer wichtiger wird. Dies trägt dazu bei, dass sich die Investitionen in die Hochschulen bei der Generierung von Invention und auch indem sie maßgeblich zur Innovationskraft von Unternehmen durch Aus- und Weiterbildung beitragen, auch tatsächlich in Produkten und Dienstleistungen niederschlagen.

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Eine Studie der ETH Zürich über die Rolle von Grundlagenforschung im Wissenschaftssystem liefert empirische Evidenz zu der Annahme, dass, je näher ein Land an der technologischen Grenze agiert, desto mehr Mittel soll es in Grundlagenforschung investieren. Grundlagenforschung unterstützt und verstärkt Innovation. Daraus folgt, dass ein höheres Innovationsvolumen die Leistungsfähigkeit der Grundlagenforschung verbessert. Im Umkehrschluss kann man daraus folgern, dass Investitionen in Grundlagenforschung die Wahrscheinlichkeit für Innovationen durch private Firmen steigern. Die Rolle der öffentlichen Hand im Kontext der Finanzierung von Grundlagenforschung ist dabei zentral: in Österreich, wie auch in den meisten anderen OECD - Ländern, wird Grundlagenforschung hauptsächlich durch öffentliche Mittel finanziert

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Die direkten Auswirkungen wissenschaftlicher Forschung lassen sich nicht quantifizieren, da die Ergebnisse zumeist nicht die unmittelbare ökonomische Verwertung im Fokus haben. Der indirekte Nutzen wissenschaftlicher Forschung ist in zahlreichen Studien zum wirtschaftlichen Nutzen untersucht und nachgewiesen worden. Die empirischen Ergebnisse belegen, dass für Österreich zwischen den F&E-Kapazitäten der Wirtschaft und des öffentlichen Sektors ein eindeutig positiver Zusammenhang besteht. Öffentliche Forschungsausgaben für Grundlagenforschung ziehen damit private F&E-Ausgaben nach sich.

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Abbildung 7: F&E nach Forschungsarten und Durchführungssektor – unternehmerische Forschung inkl. kooperativer Sektor (F&E Erhebung 2006)

Quelle: eigene Berechnung und Darstellung auf Basis Statistik Austria, F&E Erhebung 2006.

Hier können Sie eine hochauflösende Version von Abbildung 7 öffnen.

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Eine differenzierte Förderpolitik in Abhängigkeit von der Situation, der Größe und den Fähigkeiten der Unternehmen ist nicht nur in Hinblick auf neu gegründete Unternehmen angebracht. Die unterschiedlichen Fähigkeiten von Unternehmen (Innovatorentypologien ) führen auch zu deutlichen Unterschieden bei den FTI-Ausgaben. Dadurch müssen bei der Entwicklung des Förderangebots die unterschiedlichen Ausgangspositionen berücksichtig werden. Eine Option für die Steigerung der FTI- und Innovationsausgaben liegt daher in der Verbesserung der „Fähigkeiten“ der Unternehmen, damit sich die Nachhaltigkeit der Innovationsanstrengungen verbessert.

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Hohe FTI-Intensität und steigende FTI-Aufwendungen bedeuten aber auch eine steigende Nachfrage nach qualifiziertem FTI-Personal und in Folge an Facharbeitern: Über 50% der FTI-Aufwendungen sind Personalausgaben. Das erfordert dass durch das Bildungssystem Menschen ausgezeichnet qualifiziert werden. Darüber hinaus müssen bereits Jahre vorher mehr Personen als bisher dadurch befähigt werden, in den tertiären Ausbildungssektor aufzusteigen. Die demographische Entwicklung weist jedoch Trends auf, die es erforderlich machen, dass der Zusatzbedarf an qualifizierten Menschen auch verstärkt aus dem Ausland abgedeckt werden muss: entweder über Rückholung von österreichischen ForscherInnen (wobei das ein geringerer Anteil sein wird), Migration von qualifizierten ausländischen ForscherInnen. Das möglicherweise größte Potential stellen jedoch Menschen mit Migrationshintergrund dar, die durch eine Besserqualifizierung „rasch“ zur Verfügung stehen können.

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Strategische Leitlinien und Empfehlungen

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Auf Basis der Analyse und der aktuellen Herausforderungen in der Entwicklung der Inputs und Outputs von Investitionen in die Forschung identifiziert der Rat folgende strategischen Leitlinien und formuliert dazu seine Empfehlungen.

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SL 6 Strategische Leitlinie: Den Pfad konsequent beibehalten

Das bisher verfolgte 3%-Quotenziel hat sich in einer gleichmäßig wachsenden Wirtschaft durchaus bewährt. In einem volatileren Wirtschaftsumfeld muss die Zielvorgabe anders aussehen, damit stetiges Wachstum bei den F&E-Ausgaben erreicht und ein Weg veranschaulicht wird, auf dem Österreich zur Spitzengruppe der forschenden Länder aufschließen kann. Die Erreichung des 3%-Quotenzieles könnte sich in der jetzigen wirtschaftlichen Gesamtsituation von 2010 auf 2013 verschieben, denn es ist absehbar, dass weder die öffentliche Hand noch der Unternehmenssektor bis 2010 den ursprünglich geplanten Wachstumspfad finanzieren können.

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Der Rat empfiehlt:

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Empfehlung 6.1

Das bisherige Ziel der 3-prozentigen Forschungsquote soll zum Durchgangsziel umzufunktioniert werden. Langfristiges Ziel für 2020 ist, zur Spitzengruppe der forschenden Länder vorzustoßen. Die dazu notwendigen Rahmenbedingungen werden anhand der besten Wettbewerbsländer bis 2010 genauer analysiert. Ob dabei die in der Regierungserklärung als Ziel genannten 4% für die Forschungsquote bis 2020 beibehalten werden können bzw. müssen, soll vor dem Hintergrund der wirtschaftlichen Situation einer neuen Bewertung unterzogen werden.

> 2010

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Empfehlung 6.2

Die heutige Struktur der F&E-Ausgaben für Grundlagenforschung, angewandte Forschung und experimentelle Entwicklung ist eine bewährte Ausgangsbasis für die nächsten Jahre. Diese Struktur der Forschungsarten soll ausgewogen zueinander weiterentwickelt werden.

> 2020

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Monitoring: Erfolgt für beide Empfehlungen gemeinsam in jährlichen Schritten auf Basis der Globalschätzungen der Statistik Austria und ergänzenden Schätzungen durch die RFTE-Geschäftsstelle, ggfs. zusammen mit Instituten; Orientierung an internationalen Benchmarks

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SL 7 Strategische Leitlinie: Datenbasis und Datenanalyse verbessern

Ein wichtiger methodischer Aspekt ist die Verbesserung der Informationsbasis für die FTI Politik (Statistiken, Indikatoren, Mikrodaten). FTI-bezogene Daten sind teilweise nicht in den erforderlichen Abgrenzungen und Definitionen verfügbar, oder selbst bei Verfügbarkeit nicht zugänglich. Der Rat vertritt die Auffassung, dass als Basis für jede FTI-Strategie die Verteilung der Forschungsmittel auf wichtige Themenfelder im Unternehmenssektor und im Hochschulsektor flächendeckend ermittelt werden muss. Für den Hochschulsektor (zunächst Universitäten) kann die Bereitsstellung der Daten in die Leistungsvereinbarungen aufgenommen werden. Für den Unternehmenssektor liegt die Erhebung der Daten zusammen mit der 2-jährlichen Gesamterhebung der Statistik Austria nahe.

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Der Rat empfiehlt:

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Empfehlung 7.1

Gemeinsam mit den datenerfassenden Stellen (Statistik Austria, Förderagenturen, Ressorts) soll ein Prozess entwickelt werden, in dem die Erfassung und Auswertung strategisch relevanter Daten für FTI-politische Untersuchungen regelmäßig abläuft.

> 2013

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Monitoring Der Rat wird die Monitoringfunktion übernehmen und gemeinsam mit den angesprochenen Akteuren eine koordinierte Lösung entwickeln.

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Empfehlung 7.2

Methoden und Modelle zur Analyse des FTI-Systems und für die Wirkungsforschung sind weiterzuentwickeln und wissenschaftliche Expertise dazu aufzubauen. Forschungsrelevante Entwicklungen in anderen Bereichen (z.B. in Gesamtwirtschaft und Hochschulsektor) sollen einbezogen werden.

> 2013

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SL 8 Strategische Leitlinie: Standortfaktoren verbessern

Es bedarf geeigneter Rahmenbedingungen für FTI-Investitionen, die dazu beitragen, Innovationen im Unternehmenssektor zu stimulieren und Unternehmenswachstum zu begünstigen. Dabei ist eine gemeinsame Entwicklung und starke Interaktion zwischen den Bereichen Bildung, Forschung und Innovation ("Wissensdreieck“) unerlässlich. Das umfasst auch eine an Qualität und Quantität ausgerichtete Ausgestaltung des Bildungs- und Ausbildungssystems.

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Der Rat empfiehlt:

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Empfehlung 8.1

Die Grundlagenforschung als notwendige Basis für die angewandte Forschung ist durch investitionen zu stärken, und zwar nach Maßgabe der Ausgewogenheit der Sektoren.

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Empfehlung 8.2

Die Innovationsfähigkeit von Unternehmen ist zu stärken, damit Unternehmen die Nachhaltigkeit ihrer Innovationsanstrengungen verbessern können. Das kann Unterstützung bei folgenden Aktivitäten betreffen: Training und Ausbildung im Bereich Innovationsmanagement Gestaltung von Kooperations-/Außenbeziehungen bei Innovationsprojekten (d.h. Kontakt mit Universitäten und außeruniversitären Institutionen) Unterstützung bei internen Ideenfindungsprozessen (z.B. internes Vorschlagswesen durch „community based innovation“-Ansätze)

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Empfehlung 8.3

Die Rahmenbedingungen für FTI-Investitionen (Humanressourcen, Steuersystem, angepasste Instrumente) sind weiter zu entwickeln, damit Forschungsleitbetriebe (LCU, Leading Competence Units) weiter ausgebaut und neue aus dem Ausland angelockt werden können.

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Empfehlung 8.4

Unterstützungen für Technologietransfer sind zu erweitern und zu intensivieren, etwa mit folgenden Maßnahmen: Austausch von wissenschaftlichen MitarbeiterInnen zwischen wissenschaftlichen Einrichtungen und Unternehmen Unterstützung bei Sicherung von Lizenzen und Intellectual Property Rights (IPR) Förderung von Ausgründungen Unterstützung beim Zugang zum Patentsystem bzw. Technologiebörsen Damit soll es Firmen erleichtert werden, eigenständig Innovationen auf den Markt zu bringen.

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